Bis kurz vor Schluss führte Rot-Weiss Essen bei Borussia Dortmund II mit 1:0, dann kam Nikolaos Ioannidis und stürzte die Gäste ins Tal der Tränen. Es war zweifellos ein gutes Spiel, dass die Rot-Weissen im Stadion Rote Erde machten. Das war so nicht unbedingt zu erwarten, schließlich präsentierte sich die Reserve des BVB in den vergangenen Wochen richtig gut – ganz im Gegensatz zu den Essenern, die gerade erst gegen den FC Kray enttäuscht hatten.
Vor 1775 Zuschauern an der Strobelallee waren es aber die Gäste, die den Ton angaben. Die Mannschaft von Trainer Jan Siewert zeigte in Dortmund eine ihrer besten Saisonleistungen – gleichwohl gegen eine an diesem Tag sehr schwache BVB-Mannschaft. RWE präsentierte sich mutig, aggressiv und attackierte den Gegner früh. Die Dortmunder, die wieder Unterstützung durch Profi-Leihgabe Moritz Leitner erhielten, kamen damit nicht besonders gut zurecht, spielten viele Fehlpässe und kamen kaum zu Abschlüssen.
Wir wussten, es würde eklig werden und wir haben das angenommen
Jan Siewert
RWE seinerseits kämpfte mal wieder damit, den Ball im gegenerischen Tor unterzubringen und benötigte Schützenhilfe durch den ehemaligen Essener Keeper Hendrik Bonmann, der inzwischen beim BVB II zwischen den Pfosten steht. Nach einem Freistoß kam er nicht an den Ball, den ein Essener per Kopf verlängerte. Stürmer Marcel Platzek wurde sein Job so sehr einfach gemacht (38.).
Die Bewertung des Spiels hätte aus RWE-Sicht rundum positiv ausfallen können, wäre da nicht das späte 1:1 gewesen. Die schlimme Auswärtsbilanz verbesserte sich nicht und die Reaktion der Fans fiel entsprechend negativ aus. Kein Wunder, dass Siewert schwer enttäuscht war. „Es ist schade, dass wir uns um unseren Lohn gebracht haben“, erklärte der RWE-Coach. „Wir wollten eine Reaktion zeigen und allen Beteiligten demonstrieren, dass wir die Situation angenommen haben. Wir wussten, es würde eklig werden und wir haben das angenommen. Wie sich alle reingebissen haben, das war absolut gut“, bilanzierte Siewert.
Dortmunds Trainer Daniel Farke war erleichtert, dass es für sein Team immerhin zu einem Punkt gereicht hatte. „Wir wusste, dass es für uns ein kompliziertes Spiel wird. Mir war klar, dass die Essener hochmotiviert sein würden. Wir haben wenige klare Torchancen herausgearbeitet, weil RWE taktisch gut und mit viel Leidenschaft verteidigt hat“, sagte Farke.
So groß die Skepsis vieler Fans an der Hafenstraße gegenüber den handelnden Personen inzwischen ist, Farke fand lobende Worte: „Was RWE angeht, so finde ich, dass man dort eine klare Handschrift sieht und es würde mich freuen, wenn die Geschichte langfristig zum Erfolg führt.“